Metzling
Genau 5 km westsüdwestlich von Bischofteinitz und 5 km
ostwärts von Ronsperg lag die stattliche, uralte Pfarrgemeinde
Metzling im breiten, fruchtbaren Tal des Schwarzbaches, der die
Ortschaft in die "Große Seite" und in die "Kleine Seite" teilte,
während die Bahnlinie Stankau-Ronsperg knapp nördlich des
Ortes vorüberführte.
Die Hügelgräber auf dem Flurteil "Fleischbank" gegen Pirk, im
"Kamöin" und Wottawarer Holz lassen auf uralte Besiedlung
schließen. Sie gehörten derselben Kulturperiode an wie bei
Mies, südlich von Budweis und in Niederbayern. So wurden 1906 auf
den "Fleischbänken" Grabungen vorgenommen, bei denen auf dem
"Ballesenhansel-Acker" ein vergoldetes Wigelchen zu Tage kam, das
zunächst nach Taus ins Museum, später aber nach Prag gelangte.
Der Flurteil Fleischbank hatte aber auch noch eine andere historische
Bedeutung, und vielleicht führte er davon sogar seinen Namen. Hier
spielte sich nämlich 1433 die sogenannte Hussitenschlacht bei Taus
ab. Zahlreiche Schwerter und sonstiges Kriegsgerät aus der
damaligen Schlacht wurden bei Feldarbeiten und in der dort befindlichen
Sandgrube gefunden. Die Sage wußte zu berichten, daß
Metzling bis zum Dreißigjährigen Krieg eine Stadt gewesen
sei, "Metzlern" geheißen habe und die Fleischbank ihren Namen aus
dieser Zeit tragen soll.
Aber auch die "Große Seite" war schon prähistorisches
Siedelland. Dies beweisen die 13 über einen Meter hohen Urnen, die
seinerzeit unter Leitung von Pater Martinek beim Gasthaus Leberl
ausgegraben wurden. Und Prof. Dr. Leonhard Franz erwähnte einen
1901 auf der Hutweide des Metzlinger Bauern J. Reimer gefundenen
bronzenen "Turbanring", der sicherlich letzter Rest eines
zerstörten Grabes aus der Älteren Eisenzeit war.
Dies alles besagt, daß Metzling schon besiedelt war, ehe es
wiederum nach dem Jahre 1000 n. Ch. von aus Bayern kommenden Siedlern
in Kultur genommen wurde. Letzteres konnte man einem Eintrag im Buch
der Merkwürdigkeiten entnehmen, das sich im Pfarrhof befand.
Die erste urkundliche Erwähnung unseres Ortes erfolgte jedoch in
der Gründungsurkunde des Klosters Kladrau im Jahre 1115, indes
Pfarrer Johann Knarr bereits für das Jahr 1100 in Metzling eine
Kirche vermutete. Die aus Bayern kommenden Siedler, deren Namen seit
Matrikelbeginn der Metzlinger Kirche im Jahre 1605 bis noch zum Jahre
1946 erschienen, und von denen z. B. im mittleren Vilstal im Landkreis
Landau Namensvettern wie Eberl, Baumann und Haberl zu finden sind,
gruppierten sich damals in 8 Bauernhöfen im Halbrund um die
Kirche, wie man in letzter Zeit den sogenannten "Winkel" auf der
"Großen Seite" kannte. Den Abschluß bildete der
Richterkonasnhof, dessen Besitzer als Dorfrichter fungierten und der
bis ins 17. Jahrhundert zurück als Besitzer die Leberl nannte.
Ausschließlich deutsche Namen wiesen auch die in Dorfnähe
liegenden Fluren auf.
Eine weitere frühe Nachricht erhielt man im Jahre 1378 von
Metzling, als Abt Raczko von Prostibor (Kreis Mies) die Dörfer
Metzling und Wonischen mit seinem Verwandten Raczko von Prostibor gegen
die seinem Klosterbesitz in Kladrau naheliegenden Dörfer Prostibor
mit der Burg Kopetzen und den Schloßhäusern in
Döllitschen und Darmschag vertauschte.
Die Pfarrkirche zum hl. Michael wurde 1384 als solche schon
erwähnt und unter Dobrohost von Ronperg erbaut, von 1599-1625 von
lutherischen Pfarrern verwaltet. 1625 wurde wieder ein katholischer
Pfarrer angestellt, und von 1655-1725 administrierten die Metzlinger
Pfarrer auch zugleich die Pfarre in Ronsperg. Während das den hl.
Michael zeigende Altarbild vom Maler Kandler stammte, war das Bild der
14 Nothelfer einst Altarbild des Prager Ursulinenklosters und wurde der
Metzlinger Kirche von einer Prager Familie geschenkt. Die Bilder der
Kreuzwegstationen schuf Historienmaler Markovsky. Gestiftet wurden sie
von Pfarrer Pangerl 1856.
1725 wurde der Kirchturm erhöht. Auf einer der größeren
Glocken lesen wir: "Durch milde Beiträge mehrerer Wohltäter
umgegossen im Jahre 1876 von Diepoldt in Prag." Letzterer goß
auch noch die weitere größere Glocke um.
Pfarrer Knarr vermutete, daß die erste Metzlinger Kirche aus Holz
gewesen sei, indes die jetzige im gotischen Stil erbaut wurde. Leider
erinnert jetzt nur noch der Eingang zur Sakristei daran, da auf Grund
zahlreicher Umbauten immer neue Stilperioden hinzukamen. So erhielt der
1795 erhöhte Turm eine Zwiebelform, wurde aber infolge
Einsturzgefahr 1865 wieder abgetragen und bekam ein Satteldach. Die
reichhaltige frühbarocke Einrichtung stammt aus der Zeit um 1670,
die letzte Renovierung fand 1934 statt. Zur Kirche gehörten einst
43 ha, zuletzt 31 ha Grund. Nach Metzling eingepfarrt waren auch Pirk,
Raschnitz, Maschowitz, Altparisau, Neuparisau, Wottawa und Wonischen.
1848 wurde in Metzling auch ein israelitisches Bethaus errichtet, worin
bis 1903 Andachten gehalten wurden. Die Juden sollen damals unter
Dobrohost von Ronsperg auf der "Kleinen Seite" Siedelland erhalten
haben, später entstand auch auf der "Großen Seite"
jüdischer Besitz. Kanon und Moses Weißhut waren die ersten
Judenkinder, die 1790 in Metzling eingeschult wurden. 1880 ließen
sich ihre Landsleute Weißhut und Wetzler in Wien nieder und
gründeten dort die Bankhäuser der Unionbank. Weißhut
fungierte lange Zeit als Finanzberater des Kaisers. Nach 1800 wanderten
zahlreiche Juden ab, und nachgeborene Bauernsöhne kauften ihre
Anwesen. Die "Große Seite" hatte wohl längst vor dem
Dreißigjährigen Krieg gewaltigen Zuwachs erhalten.
Der Friedhof befand sich ursprünglich um die Kirche, wurde dann
verlegt und war bis zu Kaiser Josefs Zeiten südlich von Metzling
gegen Pirk bei den drei Linden. 1785 wurde der jetzige angelegt, der
1896 erweitert wurde. Von der erstatteten Kriegskontribution in
Höhe von 600 Gulden, die 1866 aufgebracht werden mußte,
wurde dann die Friedhofsmauer errichtet. Am Friedhofstor stand bis 1908
der Spruch:
"Was ihr seid, sind wir schon längst gewesen.
Was wir sind, werdet ihr werden.
Hier in diesem Moderreich
sind wir alle gleich."
Er wurde von folgendem abgelöst:
"Zu des Friedhofs heiliger Stätte ruft uns Glaube, Glockenklang.
Zu den Gräbern unserer Lieben zieht uns hin des Himmels Sang."
Wie man der von Lehrer Johann Spirk am 21. Dezember 1789 begonnenen
Metzlinger Schulchronik entnehmen konnte, bestand die Schule hier schon
sehr lange. Heißt es hierin doch, daß die Metzlinger Schule
im Jahre 1630 vom gnädigen Herrn Dobrohost, damaliger
Herrschaftsbesitzer auf Ronsperg, restauriert wurde. Zum Unterhalt der
Lehrer waren Felder, die immer der Schule gehörten, ausgewiesen
und zwar im Ausmaß von 3 Joch 900 Klafter sowie Wiesen mit
einjähriger Ernte von 1 Joch 139 Klafter. Eingeschult waren nach
Metzling noch Wonischen, Maschowitz, Raschnitz, Pirk und Wottawa.
Letztgenannter Ort errichtete jedoch 1783 schon mit Alt- und Neuparisau
eine eigene Schule. Dennoch war 1815 der Schulbesuch so stark,
daß meist 30-50 Kinder stehen oder am Boden sitzen mußten.
1858 ließ Grundherr Graf Leopold Thun-Hohenstein durch Baumeister
Weber aus Ronsperg für den Betrag von 14000 Gulden eine
zweiklassige Schule mit Oberlehrer- und Lehrerwohnung errichten. Die
Kinderzahl war 192. 1890 war eine Erweiterung unumgänglich.
Baumeister Holm aus Wilkenau baute die erste Klasse für 1480
Gulden an. 1906 erhielt schließlich auch Wonischen eine eigene
Schule.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde sofort eine tschechische Schule
aufgemacht, zunächst im Pfarrhof, dann in einem Privathaus. 1928
wurde am Südausgang von Metzling eine neue zweiklassige
tschechische Schule mit eigenem Kindergarten erbaut und durch
Ausnutzung der Arbeitslosigkeit bzw. Versprechungen einige deutsche
Familien verleitet, ihre Kinder dorthin zu schicken.
Daraufhin entschloß sich die Gemeinde Metzling, auch einen
deutschen Kindergarten ins Leben zu rufen, der mit einem Kostenaufwand
von 130000 Kronen errichtet und am 21. Juli 1929 mit einem großen
Festzug eröffnet wurde. Er wurde aus Mitteln des Deutschen
Kulturverbandes und der Gemeinde Metzling erhalten und 1938 dann von
der NSV übernommen.
Die Gemeinde Metzling zählte 1789 45 Häuser, 1839 50
Häuser und 341 Einwohner, 1860 54 Häuser und 410 Einwohner.
Das zügige Aufstreben - nicht zuletzt auch auf Grund der
Feldspatgewinnung gefördert - verdeutlichen nachstehende Zahlen.
1903 69 Häuser und 537 Einwohner, 1910 74 Häuser und 588
Einwohner, 1920 92 Häuser und 772 Einwohner, 1939 148 Häuser
und 729 Einwohner.
Das Flächenausmaß der Gemeinde bezifferte sich 1937 auf
insgesamt 565,29 ha und bestand aus 395,78 ha Äckern, 57,98 ha
Wiesen, 22,37 ha Weiden, 55,64 ha Wald, 4,94 ha Gärten und 28,58
ha bebauten Grundstücken, Wegen, Straßen, Teichen,
Gewässern.
Die 1935 gewählte Gemeindevertretung setzte sich aus folgenden
Mandaten zusammen: Bund der Landwirte (6), Gewerbepartei (2),
Sozialdemokraten (6), tschechische Wähler (1).
Mitteilungen von Alfred Stingl (Wien) war zu entnehmen, daß der
Metzlinger Grundbesitzer Josef Leberl 1848 Mitglied des
konstituierenden Reichstags war.
Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1896 gegründet. 1921 wurde das
25jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe groß gefeiert.
Die Flader-Motorspritze wurde 1936 in Dienst gestellt und feierlich
eingeweiht.
Der Spar- und Darlehenskassenverein für Metzling und Umgebung
wurde um die gleiche Zeit wie der in Bischofteinitz (1869)
gegründet. Seit 1870 wurde in der Umgebung von Metzling, Wottawa
und Wonischen Feldspat gegraben und zunächst mit dem
Pferdefuhrwerk nach Taus gefahren. Martin Pawlik errichtete dann 1890
und 1896 je ein kleines Mahlwerk und erfreute sich lebhafter
Kundschaft. Mit dem Bau der Lokalbahn Stankau-Bischofteinitz-Ronsperg
im Jahre 1900 erhielt dieser Erwerbszweig gewaltigen Aufschwung.
Weitere Betriebe schossen aus dem Boden, so von Johann Eberl,
später Brüder Drechsler, die Westböhmischen
Feldspatwerke und die Metzlinger Feldspatwerke. Zahlreiche neue
Arbeitsplätze und zugleich Wohnhäuser wurden geschaffen. Mit
dem Bau der Bahnlinie Taus-Tachau-Plan ging es nochmals steil bergauf.
Die Höchstproduktion wurde 1936 erreicht. In Metzling wurde am
Kickersberg der meiste Feldspat gewonnen.
1872 hatte Martin Pawlik in Metzling seine neue Kunstmühle in
Betrieb genommen und lieferte sein Mehl auch bis nach Taus und die Orte
an der bayerischen Grenze.
1904 wurde durch Georg Leberl (Nr. 64) ein Postamt errichtet. Zur
Aufstellung eines Kaisermonuments wurden 8 000 Kronen gesammelt. Das
Denkmal wurde nach dem Entwurf des akademischen Bildhauers Adolf Mayerl
aus Eger ausgeführt und stellte den Herrscher in
Lebensgröße im Kaiserornat dar. Krone, Zepter und
Reichsapfel lagen zu Füßen. Es wurde am 9. September 1906
feierlich enthüllt und in der Kaiser-Franz-Josef- Allee
aufgestellt. Nach dem ersten Weltkrieg kam tschechisches Militär
eigens nach Metzling, um das Denkmal abzutragen. 1932 wurde auf dem
Sockel des Kaiserdenkmals ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen
des ersten Weltkrieges errichtet. Der als Park umgestaltete Platz bot
eine herrliche Kulisse für Festgottesdienste und
Vereinsfeierlichkeiten. 1943 wurde das Kriegerdenkmal dann auch
abgetragen und vor der Volksschule aufgestellt.
1923 wurde eine Elektrizitätsgenossenschaft gegründet, 1924
eine Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft, die 14
Häuser für fast 30 Familien errichtete.
An Gewerbebetrieben gab es 1939 in Metzling: 5 Gasthäuser, 3
Fleischereien, 1 Schreiner, 2 Wagner, 2 Schmiedemeister, 1
Kunstmühle, 1 Baumeister, 1 Zimmermeister, 1 Gärtnerei als
Nebenbetrieb, 1 Konsum, 3 Kaufleute, 1 Schneider, 2 Friseure, 1
Schlosserei, 1 Bäckerei, 2 Schuhmacher, 1 Kohlenhandlung, 2
Tabaktrafiken, 1 maschinelle Holzschuhmacherei.
Wie aus dem hohen Hektarsatz ersichtlich war, stand in Metzling vor
allem auch die Landwirtschaft in hoher Blüte. Schon um 1850 hatten
sich die 26 Bauern und zahlreichen kleineren Betriebe zu einem Land-
und Forstwirtschaftlichen Verein und einem Rindviehzuchtverein
zusammengefunden. Die Metzlinger Viehzucht sprengte gar bald die
Grenzen des Bezirks und erzielte hervorragende Preise, denn der Verein
kaufte ständig Zuchtvieh der Simmentaler Rasse direkt aus der
Schweiz.
Gingen im Herbst zahlreiche Bewohner nach Saaz, Podersam oder Luditz
zum Hopfenpflücken, so bot das Spitzenklöppeln im Winter
zahlreichen Arbeiterfrauen einen kleinen Nebenerwerb.
Für Feste und Versammlungen standen ein großer Saal und drei kleine Säle zur Verfügung.
Im ersten Weltkrieg blieben 14 Gefallene und 3 Vermißte; im
zweiten fielen 32 Mann, 17 blieben vermißt, 1 Opfer kam beim
Bombenangriff um, 1 weiteres in Dachau.
Josef Bernklau unter Mitarbeit von Johann Leberl, Johann Tichy, Prof. Fröhlich, Alfred Stingl, Josef Zischka u. a.